St. Ulrich Leiterberg

In den Jahren 1973 bis 1986 wurde in der Gemeinde Betzigau die Flurbereinigung durchgeführt. Zum Abschluß dieser Maßnahme beschloß die Vorstandschaft der Teilnehmergemeinschaft, eine Kapelle in Leiterberg zu bauen und bestimmte als Standort das Zentrum des Ortes. Auf diesem Platz war schon vor neunzig Jahren ein Kapellenbau geplant. Von 1908 an zahlte jede Leiterberger Familie, damals 48 Haushalte, 50 Pfennige bzw. 1 Mark in die Kasse der “Kapellenstiftung Leiterberg”. Bis zum 1. August 1918, der letzten Eintragung in das Kassenbuch, war das Kapital der Stiftung auf über 5000 Mark angewachsen. In der folgenden Inflation ging dieses Vermögen verloren, worauf sich die Stiftung auflöste.

 
 
Im Juli 1986 erwarb die Gemeinde Betzigau das vorgesehene Grundstück und beauftragte Hans Hops mit der Planung. Nach der Plangenehmigung wurde schon am 15. Oktober 1987 unter der Trägerschaft der Gemeinde mit dem Bau begonnen. Die Leiterberger Bürger leisteten über 1400 freiwillige und unbezahlte Arbeitsstunden. So trugen sie wesentlich dazu bei, daß schon zwei Monate später Hebauf und am 11. September 1988 die Kapelleneinweihung gefeiert werden konnten. Die Gesamtkosten beliefen sich auf rund 38 000 DM, wozu die Flurbereinigung einen Kostenzuschuß von 20 000 DM beisteuerte. Den Rest finanzierten großzügige Spenderinnen und Spender.

Bei einer Ortsversammlung im Januar 1988 erwählten die Anwesenden den Bistumsheiligen Sankt Ulrich zum Patron des Kirchleins. Er war Bischof von Augsburg und leitete in seinem Nebenamt als Abt das Koster Kempten. Diesem schenkte er 952 anläßlich der Einweihung einer kleinen Kirche im Garten des Klosters neben anderen Gütern auch einen halben Hof in Leiterberg aus seinem Bistumsbesitz. So bestand schon vor über tausend Jahren eine direkte Beziehung zwischen Bischof Ulrich und Leiterberg.

Die Stirnwand der Kapelle ziert ein klar gegliedertes Hochrelief, den Kirchenpatron darstellend. Der Bildhauer Franz Probst meißelte es aus Stein und kombinierte es mit sechs beschrifteten und Symbole tragenden Platten zu einem aussagekräftigen, einprägsamen Bildwerk. Ebenfalls in moderner, verständlicher Formung gestaltete er die Schutzmantelmadonna an der Seitenwand. Diese Steinplastik stiftete 1991 Käthe Weinhart, Duisburg, für die Kapelle.

Beim Weihegottesdienst, zelebriert von Domkapitular Georg Beis aus Augsburg und Geistlichem Rat Karl Walk, hob der Festprediger hervor, daß das Bauwerk ein sichtbarer “Ausdruck einer lebendigen Ortsgemeinschaft” geworden sei.

Quelle: 500 Jahre Kirche St. Afra Betzigau 1998